Berlin, Brüssel, London, Paris, Wien, Bogota. Viele Städte in der Welt nutzen die Corona-Epidemie für eine schnelle Umsetzung bereits beschlossener Mobilitätswende-Pläne. Im Zuge dessen werden gesperrte Straßen etwa zu Fußgängerzonen, in Innenstädten gilt flächendeckend Tempo 20 und auf der Fahrbahn markieren gelben Streifen sogenannte „Pop-up-Bikelanes“. Also kurzerhand neu errichtete Radwege, die allerdings auch dauerhaft etabliert werden sollen.
Friedrichshain-Kreuzberg: Wie sollen Fußgänger die Corona-Abstände einhalten?!
Losgetreten hat diesen Trend das Straßen- und Grünflächenamt des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Dort war man der Frage nachgegangen, wie sich in Corona-Zeiten ein Pandemie resilienter Verkehr organisieren lässt. Insbesondere, während viele Menschen den ÖPNV gerade meiden. Die Lösung: Die Bürgersteige und Radwege müssen so breit werden, dass die Leute den geforderten Abstand von 1,5 Metern auch einhalten können. Allein binnen der ersten zwei Umsetzungswochen errichtete Friedrichshain-Kreuzberg so kurzerhand über 12 Kilometer sogenannter Pop-up-Bikelanes. Also gelb markierte Radfahrstreifen auf der Straße. Den Fußgänger*innen wurden die frei werdenden Radwege zugeschlagen. Das alles war so aufsehenerregend und schlau, dass schnell auch andere Städte aufmerksam wurden und das Modell kopierten oder ihre eigene Version der „changing City“ in Angriff nahmen. Allen voran plötzlich auch Städte mit besonders großem Nachholbedarf wie etwa London und Brüssel.
Unlängst hat die Idee auch Kiel erreicht. So haben die Verkehrsverbände VCD und ADFC demonstrativ eintägige Pop-up-Bikelanes errichtet. Alles in allem gab es dafür viel Zustimmung aus der Bevölkerung.
Antrag zu Pop-up-Bikelanes für Kiel wurde von der Kooperation nicht ganz abgelehnt
Weniger Zustimmung gab es im Kieler Rathaus für meinen Antrag, Pop-up-Bikelanes als Übergangslösung auch in Kiel zu etablieren. Immerhin: Tot ist die Idee noch nicht, denn den Antrag ganz abzulehnen hat sich die Ratskooperation (SPD, Grüne, FDP) angesichts der Sympathien für das Thema dann doch nicht getraut. Stattdessen gab es in aller aller letzter Minute einen etwas aufgeweichten Änderungsantrag, nachdem die Möglichkeit von Pop-up-Bikelanes immerhin noch geprüft werden soll. Da mein Antrag ohnehin abgelehnt worden wäre, haben ich diesen Antrag der Kooperation einfach übernommen.
Im Fahrradforum sollen nun Vorschläge dazu gesammelt werden, wo in Kiel Pop-up-Radwege wünschenswert und sinnvoll sind. Diese sollen dann mit der Verwaltung der Stadt erörtert werden.
Hier die Links zum Ursprungsantrag und den Antrag der Koop:
Mein Antrag: https://ratsinfo.kiel.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=23923
Änderungsantrag der Kooperation: https://ratsinfo.kiel.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=24032